Das Musikfestival der Religionen findet 2021 zeitlich entzerrt und hybrid statt
Nach der coronabedingten Online-Ausgabe des Festivals »Musica Sacra International« im Jahr 2020 soll im Jahr 2021 eine weitere Premiere stattfinden: Eine hybride Ausgabe des Festivals mit insgesamt neun Ensembles. Hierbei sollen die bei der Online-Ausgabe neu erarbeiteten Konzepte in die bereits vorhandenen und bewährten Bestandteile von »Musica Sacra International« integriert werden, so dass eine Mischung aus Elementen live vor Ort und online im Netz entsteht.
Pandemiebedingt geht MODfestivals neue Wege: Das Festival wird zwar am Pfingstwochenende eröffnet, dauert dann aber doch nicht wie gewohnt bis Montag nach Pfingsten, sondern wird zeitlich entzerrt. Nach der Eröffnung an Pfingsten findet an drei Wochenenden im Juli, August und Oktober »Musica Sacra International« mit Abendkonzerten, Ateliers, Vorträgen, Diskussionen und Gebeten an verschiedenen Orten stattfinden.
Eingeladen sind folgende Ensembles: Das Ensemble Zeker bringt den ZuhörerInnen vergessene jüdische Musik näher. Ars Choralis Coeln ist eine Gruppe von Sängerinnen, die sich der Aufführung mittelalterlicher Handschriften aus Frauenklöstern verschrieben haben. Das Ensemble Agios ist spezialisiert auf die Aufführung russischer Christlich Orthodoxer Chormusik. Renkei Hashimoto ist in Deutschland eine der wenigen Meisterinnen des Spiels der Shakuhachi, einer japanischen Bambusflöte der buddhistischen Wandermönche. Das Ensemble Misafir präsentiert die Sufi-Tradition Anatoliens. Das Abraham Geiger Kolleg Ensemble zeigt die Facetten jüdischer Vokalmusik auf. Anubhab ist eine klassisch indische Musik-Tanz-Formation des Hinduismus. Jabulani zeigt traditionellen African-Caribbean Gospel und das Ensemble Spinario von Rupert Huber praktiziert das Wirkungssingen des Animismus. Acht Ensembles kommen aus Deutschland, eins aus Österreich. Die meisten Ensembles haben ihre Wurzeln in anderen Ländern.
Geplant ist zum Auftakt des Festivals an Pfingsten ein trilokales, multireligiöses, hybrides Eröffnungskonzert mit Renkei Hashimoto, Misafir und Ars Choralis Coeln. Drei Konzerte finden dabei parallel und weltweit statt: In Marktoberdorf, Beirut (Libanon) und Buenos Aires (Argentinien). Dabei können die Zuschauer je einen Beitrag live erleben, die anderen beiden werden auf Leinwand von den Konzertorten gestreamt. Moderiert wird das Konzert live und vor Ort in der Bayerischen Musikakademie Marktoberdorf. Ebenfalls live und per Online-Stream finden am Eröffnungswochenende Ateliers zum Thema Buddhismus und Islam statt, sowie die Übertragung der Ateliers aus Argentinien und aus dem Libanon.
Nach der Eröffnung an Pfingsten folgen am 30./31. Juli 2021, sowie Ende August und Anfang Oktober insgesamt drei Konzert-Wochenenden in Altenstadt, Kaufbeuren, Marktoberdorf und Memmingen, sowie in Augsburg. Begleitet werden diese von Ateliers, Vorträgen, Diskussionen und Gottesdiensten. Unter dem Motto »Unsere Erde« wird eine außergewöhnliche Vielfalt an sakraler Musik erlebbar. Die Konzerte sollen, wenn erlaubt, mit Zuschauern live vor Ort stattfinden und gleichzeitig per Live-Stream im Internet weltweit zu sehen sein.
Ebenso wird das Bildungsprogramm »Toleranz macht Schule« angeboten. Dafür wurde eigens ein Programm entwickelt, das den aktuellen Pandemie-Vorgaben entspricht und trotzdem Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gibt, sich mit den Besonderheiten der verschiedenen Weltreligionen und Kulturen zu beschäftigen. Zum ersten Mal soll es auch einen »Weg der Religionen« durch Marktoberdorf geben, bei dem zusammen mit verschiedenen Religionsgemeinschaften und lokalen Religionsvertretern an vier Stationen in multireligiösen Gebeten und Liedern auf die vier Elemente der Erde aufmerksam gemacht wird.
Weitere Informationen zum detaillierten Programm erhalten Sie auf der Website www.musica-sacra-international.org.
Aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie hat Musica Sacra International im Jahr 2020 als Online-Edition stattgefunden. Allen Interessierten wurde auf diese Weise ermöglicht, das Festival an Pfingsten virtuell zu besuchen. Auf Plattformen wie YouTube, Facebook sowie der Website von Musica Sacra konnten so am Pfingstwochenende Konzerte, Moderationen und die Inhalte der Atelierkonzerte von zu Hause aus verfolgt werden. So war es den Besuchern des Festivals genauso wie interessierten Zuhörern aus aller Welt möglich, die Musik der Weltreligionen auf einzigartige Weise zu erleben, wo und wie oft sie möchten. Was ursprünglich als Behelfslösung gedacht war, könnte zukünftig fester Bestandteil der Festivals werden: Denn mit einem digitalen Angebot zusätzlich zum realen Treffen können noch mehr Menschen erreicht werden.
Die Videos vom Festival können auch im Nachhinein online geguckt werden.
Das interreligiöse und interkulturelle Begegnungsfestival Musica Sacra International findet gewöhnlich im jährlichen Wechsel mit dem Internationalen Kammerchor-Wettbewerb statt – Musica Sacra in den geraden, der Kammerchor-Wettbewerb in den ungeraden Jahren. Veranstalter von Musica Sacra International ist der MODfestivals e.V. in Marktoberdorf. Der Bundesmusikverband Chor & Orchester e.V. ist ideeller Träger des Festivals.
Alle zwei Jahre, jeweils an Pfingsten, lädt MODfestivals e.V. Ensembles aus verschiedenen Religionsgemeinschaften zu einer musikalischen Begegnung nach Marktoberdorf und die Region Allgäu ein. Das Begegnungsfestival möchte durch die Musik einen Beitrag zum Kennenlernen und Verstehen anderer Kulturen und Religionen leisten. Im Zentrum des fünftägigen Festivals stehen die Konzerte. Es gibt jedoch zahlreiche weitere Veranstaltungen, in denen die Musik und Religionen in unterschiedlichen Formaten und für alle Altersgruppen vorgestellt, diskutiert und erklärt werden.
Die Chöre und Ensembles präsentieren sich in zahlreichen Konzerten in der gesamten Region Allgäu. Dabei gestalten jeweils mindestens drei Musikgruppen ein Konzert. Ziel ist das gemeinsame Musizieren von Buddhisten, Hindus, Juden, Muslimen und Christen. Die Konzerte finden soweit möglich in Kirchen, Synagogen und Moscheen statt.
Von Experten gegebene Einführungen tragen zum besseren Verständnis der jeweiligen Programme bei.
Tiefergehende Einblicke in die Religionen und deren jeweilige Musik ermöglichen die Ateliers. An drei Vormittagen finden jeweils drei Ateliers statt. Jeder dieser öffentlichen Workshops stellt eine Religion in den Fokus. Sie werden konzipiert und geleitet von den teilnehmenden Ensembles. Anhand von Klangbeispielen und kleinen Werken, die gemeinsam gesungen werden, und ergänzt durch Hintergrundwissen, bieten die MusikerInnen den Teilnehmenden einen authentischen Zugang zu „ihrer“ spirituellen Musik.
2020 wurde zum ersten Mal ein Kinderatelier angeboten. An einem Nachmittag können Kinder aller Altersgruppen Lieder aus den verschiedenen Religionen kennenlernen und einstudieren.
Bei Musica Sacra International 2021 sind folgende Ensembles dabei:
Alle Singbegeisterten sind eingeladen, im Rahmen des Festivalchores das Festival Musica Sacra International als SängerInnen aktiv mitzugestalten. Der Chor wird geleitet von Gary Graden, Direktor für Chormusik an der Kathedrale und der Jakobskirche in Stockholm, unterstützt von dem türkischen Chor Rezonans. An vier Tagen erarbeiten die SängerInnen Werke aus verschiedenen religiösen Hintergründen. Der Chor präsentiert das erarbeitete Programm im großen Abschlusskonzert des Festivals.
Für voraussichtlich drei Wochen wird die Ausstellung „Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos“ in Marktoberdorf zu sehen sein. Die Ausstellung besteht aus fünfzehn Tafeln, die Grundlageninformationen über acht Weltreligionen und deren ethische Botschaften vermitteln. Die übrigen Tafeln zeigen und illustrieren die Weltethos-Prinzipien – Menschlichkeit, Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Partnerschaft.
Zur Ausstellung sollen Führungen für verschiedene Altersgruppen angeboten werden.
In Kooperation mit dem Evangelischen Forum Annahof wird es eine Podiumsdiskussion zum Thema Musica Sacra International – Musikfestival der Religionen geben. Gesprächspartner sind die Mitglieder des Wissenschafltichen Beirats des Festivals:
Die Vermittlung der Religionsinhalte ist ein wichtiger Bestandteil des Festivals. Deshalb begleitet Musica Sacra International ein Bildungsprogramm für Kinder aller Altersstufen. Dessen Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen Wissen über die Religionen zu vermitteln und Vorurteilen vorzubeugen. Über das ganze Jahr hinweg bieten wir in Kooperation mit unterschiedlichen Bildungseinrichtungen Veranstaltungen zum Thema Religionen an.
Zum ersten Mal bieten wir ein Programm für Kinder im Kindergartenalter an. In Kooperation mit der Stadtbücherei Marktoberdorf sollen Bücher zu den verschiedenen Weltreligionen angekauft werden und in Lesungen altersgerecht vermittelt werden. Anschließend basteln und malen die Kinder Bilder und Hintergründe für ein Erzähltheater – ein aus dem japanischen kommendes „Kamishibai“.
Ebenfalls in Kooperation mit der Stadtbücherei Marktoberdorf wird in den Osterferien ein Trickfilm-Workshop für Kinder im Alter von zehn bis 15 Jahren angeboten. Ausgangspunkt werden Bücher zum Thema Religion sein. Die kurzen Filme werden im Rahmen des Festivals gezeigt.
Gemeinsam mit zwei Grundschulen und deren Horteinrichtungen in Marktoberdorf soll – über einen Zeitraum von einem halben Jahr – das Singspiel „Abrahams Kinder“ einstudiert werden. Es handelt von neun Kindern, die unterschiedliche religiöse Hintergründe haben (Christentum, Judentum und Islam). Das Singspiel besteht aus Liedern, Text und Begleitung. Unterschiedliche Gruppen werden musizieren, spielen, Bühnenbilder bauen und sprechen. Somit werden sich rund 80 Kinder über sechs Monate hinweg intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Religionspädagogen, Musikpädagogen sowie Kunstpädagogen werden für das Projekt hinzugezogen.
Im Rahmen von „Toleranz macht Schule“ bietet Musica Sacra International im Vorfeld eine ganz besondere Ausstellung des Jüdischen Museums Berlin direkt an Allgäuer Schulen an. Der on.tour-Bus ist eine Bildungsinitiative des Jüdischen Museums Berlin. Es richtet sich an SchülerInnen der Klassenstufe 8 bis 13. Einen ganzen Schultag können sich SchülerInnen mit jüdischer Religion, Kultur und Geschichte anhand von Objekten auseinandersetzen. Die SchülerInnen erforschen eigenständig und interaktiv die Inhalte. Mit den pädagogisch geschulten on.tour-Referenten entwickelt sich ein Dialog, bei dem auch die Lebenswelt und Einstellungen der Schülerinnen und Schüler eine Rolle spielen.
Weitere Infos unter www.musica-sacra-international.org