Liebe Frau Oleas, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer neuen Stelle als Teamleitung für das neue Förderprogramm IMPULS. Eine spannende, neue Aufgabe! Welche musikalisch praktische und kulturell organisatorische Erfahrungen konnten Sie auf Ihrem bisherigen Lebensweg sammeln – im privaten sowie beruflich?
Mein Berufsleben begann im Theater. Ich habe 15 Jahre als Regisseurin und Theaterpädagogin an festen Häusern und in der Freien Szene gearbeitet. Dabei habe ich natürlich auch oft mit Chören, Orchestern, Solist*innen und auch Komponist*innen zusammengearbeitet. Das war ein wunderbares Abenteuer, wenn Künstler*innen und Expert*innen aus den unterschiedlichsten Bereichen eine gemeinsame Vorstellungswelt auf der Bühne entwickelten. Die Leidenschaft, der Ehrgeiz und der Teamgeist waren immer ganz groß – unabhängig davon, ob der Kirchenkinderchor, die Stadtteilband, die Opernsolistin oder der Cellist des Stadttheaters mit von der Partie waren. In die Rolle der Projektleiterin bin ich mit den Jahren hineingewachsen. Denn, wo Kultur lebendig ist, braucht es auch finanzielle Mittel, politische Entscheidungen und Jemanden im Team, der sich um diese Themen kümmert. Ich beschloss, berufsbegleitend einen Master in Public Management zu machen, um noch tiefer in die Kulturförderpolitik einzusteigen. Weitere Stationen auf meinem Lebensweg waren dann das Kulturamt Stuttgart, wo ich für die Tanz- und Theaterförderung verantwortlich war und das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa). Das Förderprogramm CrossCulture am ifa widmet sich dem Kulturaustausch zwischen Lateinamerika und der Karibik. Meine Rolle war es, Künstler*innen, Journalist*innen und anderen Akteur*innen der Zivilgesellschaft es zu ermöglichen, grenzüberschreitende Projekte zu realisieren, ihre Netzwerke und Organisationstrukturen weiterzuentwickeln. Mit anderen Wort: Das Förderprogramm hat das Ziel, den Handlungsraum der geförderten Akteur*innen trotz schwierigster Situationen zu erweitern. Sowohl in Deutschland als auch in Lateinamerika habe ich daran Anteil nehmen können, wie Kulturprojekte Menschen bewegt, verändert und Zusammenhalt zwischen den unterschiedlichsten Gruppen stiften kann. Privat entspricht es meiner Erfahrung, dass Kultur kein Luxus ist, sondern existentiell. Kultur hat mich durch Lebenskrisen getragen und mir neue Perspektiven eröffnet. Ich bin sehr glücklich darüber, als Projektleiterin des Förderprogramms Impuls mit meinem Team die Aufgabe zu haben, Räume für eine lebendige Kultur zu öffnen und Strukturen zu stärken – trotz einer Pandemie.
Sie leben derzeit selbst in einer ländlichen Region. Was bedeutet für Sie das dortige kulturelle Leben für unsere Gesellschaft?
Ja, ich lebe seit einem Jahr in Ostrhauderfehn/Ostfriesland. Ich habe davor immer in einer Stadt gelebt. Es hat mich sehr überrascht, wie divers auch die Communities auf dem Land sind. Aufgrund der Weitläufigkeit in Ostfriesland ist es viel leichter, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Ich merke, dass es ebenso notwendig ist wie in der Stadt, sich auch von politscher Seite aus um eine lebendige Kultur und ein Gemeinschaftsleben zu kümmern. Das entsteht nicht mehr einfach so, weil „man sich auf dem Land kennt“. Gerade jetzt, wo sich die Menschen aufgrund der Pandemie vermehrt ins Private zurückziehen müssen, braucht es Förderprogramme wie Impuls, die das Kultur- und Gemeinschaftsleben auf dem Land stärken.
Mit dem neuen Förderprogramm stehen 10 Millionen Euro für die Amateurmusik bereit. Sie werden sich also im kommenden Jahr mit vielen kreativen Projekten beschäftigen dürfen. Auf was freuen Sie sich in Ihrer Arbeit am meisten?
Ich freue mich darauf, Deutschland noch besser kennen lernen zu dürfen. Ich lebe hier schon fast mein ganzes Leben, aber dieses Land
ist so reich an Kultur- und speziell Musikvereinen, die das Leben so bunt und hoffnungsvoll machen. Ich freue mich darauf, den Menschen dieser zahlreichen Vereine zu begegnen, die mit ihren Ideen und ihrer Leidenschaft ihre Orte verzaubern und ich freue mich darauf, einige dieser Orte hoffentlich besuchen zu dürfen.