Im Gespräch mit der Bundesakademie

Über neue Kooperationsideen und zu erwartende Synergieeffekte in unmittelbarer Nachbarschaft

Startseite > Kompetenzzentrum Amateurmusik Trossingen (KAT) > Im Gespräch mit der Bundesakademie

„In der Kunst ist Erklärung nichts, Verklärung indes alles.“

Das Team der Bundesakademie Trossingen

Das Team der Bundesakademie Trossingen

Gespräch mit Prof. Peter Vierneisel und Christina Hollmann von der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung Trossingen über die neue Nachbarschaft und die dadurch entstehenden Synergieeffekte

 

 

Trossingen nennt sich selbst Musikstadt. Was trägt die Bundesakademie für musikalische Jugendbildung, die in diesem Jahr ja erfreulicherweise bereits ihr 50. Jubiläum feiert, dazu bei?

 

 

Prof. Vierneisel: Wir sprechen heute von einem lebenslangen Lernen. Die musikalische Bildung gestaltet dieses lebenslange Lernen maßgeblich mit. Dies wird in der Musikstadt Trossingen in besonderer Weise gelebt, in dem die Dichte der Musikbildungsinstitutionen zusammenarbeitet. Hier greifen alle
Häuser ineinander: Vom Albblickkindergarten – den wir in der musikalischen Bildung begleiten – über die Musikschule Trossingen, bis hin zum Hohner-Konservatorium und der Musikhochschule Trossingen. Wir alle ermöglichen gemeinsam ein optimales Angebot lebenslangen Musiklernens.

 

 

 

 

 

Die Bundesakademie bietet ein enormes Programm an Weiterbildungen an. Wie entwickeln Sie hierfür Ihre konzeptionellen Ideen?

 

 

Frau Hollmann: Das ist ein Wechselspiel mit vielen Partnern und Bezügen, welches die Bundesakademie nach außen hat. Das sind die Verflechtungen und Aufträge der Politik, die wir als institutionell gefördertes Haus im Kinder- und Jugendplan haben. Und das ist unsere enge Verbindung zu den Verbänden, die sich im Trägerkreis der Akademie engagieren und im wahrsten Sinne des Wortes auch die inhaltliche Arbeit des Hauses mittragen. Zudem weisen wir eine fünfzigjährige bildungspolitische Expertise in musikbezogenen Kontexten auf, die sich immer an aktuellen gesellschaftlichen Bedarfen orientiert. Aus alledem setzt sich unser Bildungsportfolio zusammen.

 

 

 

Stichwort Jugendbildung: Warum ist die musikalische Bildung gerade für junge Menschen so wichtig?

 

 

Prof. Vierneisel: Weil sie zur Persönlichkeitsbildung – und das ist ja unser Ansinnen – enorm beitragen kann. Für eine Selbstentfaltung ist es wichtig, dass diese von Beginn des Lebens an befördert wird und Kinder und Jugendliche so über Musik zu sich selbst wachsen dürfen. Um dies bundesweit zu ermöglichen, wirkt unser Bildungskonzept multiplikatorisch. Das heißt, dass die Bundesakademie Trossingen mit all denen arbeitet, die in den vielfältigsten Kontexten der musikalischen Bildung von jungen Menschen
beheimatet sind.

 

 

 

Hat das salopp formuliert auch damit zu tun, dass man Musik nicht nur allein, sondern immer mit anderen macht?

 

 

Prof. Vierneisel: Musik ist immer Kommunikation. Das kann musizierend gemeinsam sein. Musizieren ist aber immer auch mit dem Hören verbunden. Denn das ist ja das Schöne: In der Kunst ist Erklärung nichts, Verklärung indes alles. Dieses Ansinnen führt unweigerlich in eine Kommunikation. Und Kommunikation ist die Grundlage einer funktionierenden Gesellschaft.

 

 

 

Im Juni wird das neue Kompetenzzentrum Amateurmusik in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bundesakademie eröffnet: Trossingen erhält eine neue musikalische Institution dazu. Was bedeutet das für Sie?

 

 

Prof. Vierneisel: Wir freuen uns darüber. Denn dies ermöglicht eine gewinnbringende Zusammenarbeit, um die Vision, den Wert musikalischer Bildung in unserem Land perspektivisch weiter zu erhalten, stark zu befördern. Es ist wunderbar, dass unser neuer, unmittelbarer Nachbar alle Amateurmusikchöre und -orchester bundesweit in einem Verband vereint. Das erleichtert für uns wiederum die Aufnahme bundesweiter Impulse, die wir dann in unseren Bildungskonzeptionen mit aufgreifen können. Dieser Austausch wird sich nun durch die neue räumliche Nähe noch weiter intensivieren.

 

 

 

Es gibt sicherlich gute Gründe, warum das neue Kompetenzzentrum genau hier und nicht woanders entstanden ist. Können Sie beschreiben wie die Akademie mit in den Bau involviert war?

 

 

Prof. Vierneisel: Die Möglichkeit des Zusammenwirkens der zahlreichen und verschieden ausgerichteten Musik- und Bildungsinstitutionen in Trossingen bietet unseres Erachtens einen idealen Standortvorteil für den BMCO als bedeutsamen Bundesverband. Zudem bereichert der BMCO Trossingen und macht die Stadt als Musikstadt noch einzigartiger. Die Bundesakademie war von Beginn an in die Planungen sowie in die Bauumsetzung mit involviert. Das neue Gebäude, in dem auch wir Räumlichkeiten angemietet haben, entstand in enger Abstimmung mit der Bundesakademie.

 

Frau Hollmann: Und hierbei bieten die kurzen Wege zwischen allen Trossinger Musikinstitutionen ideale Voraussetzungen für eine gute Kommunikation und damit für hohe Qualität der gemeinsamen Ergebnisse.

 

 

 

Als Dachverband der Amateurmusik beschäftigt sich der Bundesmusikverband kontinuierlich mit der Wahrnehmung und Wertschätzung der Amateurmusik. Was macht für Sie die gesellschaftspolitische Bedeutung der Amateurmusik aus?

 

 

Prof. Vierneisel: Das Amateurmusizieren gehört in Deutschland nicht umsonst zum immateriellen Weltkulturerbe. Es ist Ausdruck und gleichzeitig Weg einer sozialen, demokratischen Gesellschaft. Dies gilt es nicht nur zu pflegen, sondern gerade in den heutigen Zeiten auch auszubauen. Aus diesem Grund ist ein Bundesverband, der sich dieser Aufgabe annimmt, wichtiger denn je.

 

 

 

Für die Zukunft unserer beiden Institutionen ist es ein wichtiges Thema: sich nicht ausruhen und Traditionen zu pflegen, sondern Zukunftsthemen zu eruieren und sich als wichtiger und gestaltender Teil der Gesellschaft zu verstehen. Sehen Sie das ähnlich?

 

 

Frau Hollmann: Natürlich. Sie sprechen letztendlich Veränderungen an. Unser Leben wandelt sich permanent und ständig müssen wir uns neu anpassen. Es wäre fatal, wenn wir uns auf dem ausruhen, was die Bundesakademie und auch Ihr Dachverband bisher erreicht haben. Wir würden unserer Aufgabe dadurch nicht gerecht werden. Denn unsere Aufgabe ist es, an dem mitzubauen, was sich entwickelt und nicht nur Ernten einzufahren.

 

 

 

Was wünschen Sie sich für unsere Zusammenarbeit?

 

 

Prof. Vierneisel: Dialog und Austausch. Denn dafür steht letztlich auch das Wesen der Musik.

 

 

 

Das Gespräch führte BMCO-Geschäftsführer Dr. Stefan Donath.